Chronik Neufra


 Fasnet in Neufra - ein Rückblick

Schon des öfteren wurden die engen Bindungen früherer Zeit zwischen Neufra und Rottweil angesprochen. Bekanntlich hatten die wohlhabenden Bürger und die Ordenshäuser von Rottweil ihre Güter auch in Neufra. So ist es nicht auszuschließen, dass die Neufraner Bauern, Mägde und Knechte gerne vor der beginnenden Fastenzeit an Fasnetsveranstaltungen und Mummenschanz teilnahmen oder diesen selbst gestalteten.

Aus einer Abrechnung der Kirchengemeinde St. Dionysius vom Jahre 1734 (Stadtarchiv) geht beispielsweise hervor, das nach `` altem Herkommen`` acht Jahre lang für die Weiberzeche am Aschermittwoch zwölf Gulden erstattet wurden. Unter Weiberzeche ist wohl eine Fasntesveranstaltung zu verstehen, wobei vermutlich von der Kirchengemeinde für verbrauchte Speisen und Getränke im Wirtshaus ein Zuschuss gezahlt wurde.

Maske von Neufra aus dem 19.Jahrhundert
Maske von Neufra aus dem 19.Jahrhundert

Die alten Neufraner hatten früher sicherlich, wie ihre Nachbarn, wenig Geld für Vergnügungen und mussten das Wenige wohl eher für das täglich Brot zusammenhalten. Trotzdem gab es immer wieder Veranstaltungen. Dies beweisen die hier gezeigten Ausschnitte aus den Schwarzwälder Bürgerzeitungen in den Jahren 1874, 1875 und 1876.

Von älteren Einwohnern war weiter zu erfahren, das etwa zur gleichen Zeit einzelne Narrenkleider, die in Rottweil erworben sein könnten, in Dorf auftauchten. Teilweise bestanden diese aus eingefärbtem Rupfenstoff und setzten sich aus Kittel und Hose zusammen. Mit aufgenähten, farbigen Pompns und Borten waren sie dem Fransenkleidle aus dem nahen Rottweil sehr ähnlich.

Holzmasken sollen früher auch bei einem Schnitzer aus Wellendingen, namens Leibold, angefertigt worden sein, Dies war etwa um 1920 bis kurz vor dem 2.Weltkrieg. Die Kleider wurden von Schneidermeister Josef Weisser genäht, der jedoch keinen Nählohn verlangt habe, sondern im neuen Kleid narren wollte. Die Larve habe etwa zwölf Mark gekostet.

Jahr 1874
Jahr 1874
Jahr 1875
Jahr 1875
Jahr 1876
Jahr 1876

Insgesamt sind noch etwa zehn solcher Narrenkleider vorhanden gewesen. Zur Zeit können in Privatbesitz noch fünf komplette Kleidle und drei bis vier Holzlarven nachgewiesen werden. Diese Narren, verstärkt um Strohbär mit Treibern, Domino und anderen Gruppen führten über die Fasnet das Regiment im Dorf.


Dabei ging man unter

anderem auch in die

Bauernhäuser zum

Aufsagen und bekam dafür


meist Eier und natürlich auch ein Schnäpschen oder Most. Am Abend ging es dann in eins der Wirtshäuser, in dem die Sammlung,sofern man dazu noch in der Lage war, verspeist wurde.

Der zweite Weltkrieg und die nachfolgenden Jahre brachten den kleinen Fasnetsbrauch fast zum Erliegen. Die Neufraner gingen in die nahe Stadt oder die umliegenden Dörfer wo die Kinder ihre Bonbons erhielten.


Im Dorf selbst war kaum was los und so wurde am 23 .November. 1958 von Josef Bayerle und einigen seiner Freunden eine Versammlung im Gasthaus Löwen einberufen. Ziel dieser Zusammenkunft war es, wenigstens für die Dorfkinder eine kleine Veranstaltung durchzuführen. Beinahe sechzig Männer und Frauen folgten dieser Einladung und der Wunsch der Anwesenden, einen Verein oder eine Narrenzunft zu gründen trug Früchte.

Schon die Veranstaltungen der ersten Fasnet im Jahre 1959 zeigten, dass die Neufraner nur der entsprechenden

Anstoß nötig hatten, um die Fasnet in Neufra wieder aufleben zu lassen.

Zunächst ging der Trend noch in die Richtung Karneval, mit Wagen, Gruppierungen und Elferrat mit einem Prinzenpaar.


Im Jahre 1961 kam der Ausschuss der Zunft unter dem damaligen Präsidenten Karl Müller zu der Auffassung, das Neufra wieder ein Narrenkleid brauche, und es sinnvoll wäre sich nicht an bereits
vorhandene Maskentyp anzulehnen. Nach Hinweisen der Holzäpfelzunft


Dunninge, die uns in den Anfängen oft mit Rat, und Tat zur Seite gestanden hat, fuhren die damaligen Elferräte zu Holzbildhauer Josef Tränkle nach Elzach. Dieser entwarf, gemäß der alten Sage einen Burg-oder Hofnarren. Die Larve bestand  ( längs geteilt ) zur Hälfte aus einem lachenden und zur anderen aus einer weinenden Gesicht, so wie die Tage eines Narren mal fröhlich mal betrübt verlaufen .

 

 

Der vorgelegte Entwurf gefiel sehr gut und die frühere Handarbeitslehrerin Käthe Gratwohl nähte das erste Narrenkleid welches am " Bunten Abend " des Jahres 1961 im Rössle der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.


Bereits am 25. Januar. 1962 ging die Narrenzunft erstmals mit vier neuen Narrenkleidern und dem Elferrat zum Cannstatter Kübelesmarkt

Cannstatter Kübelesmarkt
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Cannstatter Kübelesmarkt
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